1897 BIS 2022: VON DAMALS BIS HEUTE

Wie wir wurden, was wir heute sind…

1897 | 2017

Auf der grünen Wiese

Früher als Krüppelpflege- und Heilanstalt in Hannover bekannt, entstand das Gebäude des heutigen Annastifts auf der grünen Wiese am Rande von Kleefeld. Am 7. November 1897 wird es eingeweiht. Den Namen „Annastift“ erhält es erst drei Jahre später.

Der Bauplatz am Rande der Eilenriede entsprach ideal dem therapeutisch begründeten Wunsch, den Kindern, Garten, Licht, gute Luft, Ruhe und Sonne zu bieten.

Nach den Luftangriffen auf Hannover im Zweiten Weltkrieg war das Annastift das einzige (nahezu) unbeschädigte Krankenhaus in Hannover. 1950 wurde mit Mitteln des Landes Niedersachsen und Spenden aus den USA ein Neubau für 195 Betten errichtet.

Heute gehört das Annastift, welches eng verbunden ist mit der Medizinischen Hochschule Hannover, zusammen mit dem Friederikenstift und dem Henriettenstift zur DIAKOVERE gGmbH.

1900

Ausbildung hat hohen Stellenwert

„Am 1. Juli 1900 hat sodann der Vorstand den Beschluss gefasst, die Ausbildung der konfirmierten männlichen Krüppel, die bisher im Stephansstift geschehen war, als sein eigenes Werk zu übernehmen und weiter auszubauen.“ Bis heute steht die Ausbildung von jungen Menschen mit und ohne Behinderungen im Mittelpunkt der Arbeit des Annastifts. Zum Beispiel in der Mira Lobe Schule oder im Berufsbildungswerk. Heute natürlich unabhängig von ihrer Konfession.

Heilmethoden

Frische Luft und Musik

Schon früher gehörten frische Luft, Ausflüge und Bewegung sowie Musik zum Therapieplan. Man hatte herausgefunden, dass dadurch Schmerzen gelindert werden konnten und die Heilung beschleunigt wurde. Der Grund für diese Kräfte liegt im Gehirn, denn Bewegung und Musik regen die sogenannte Neuroplastizität an, also die Fähigkeit des Gehirns, ein Leben lang seine Strukturen ändern zu können.

Beschäftigungstherapie

Defizite erfolgreich behandeln

Früh hat man erkannt, dass mit Beschäftigungstherapie auf spielerische Weise die Fähigkeiten der Wahrnehmung und Motorik verbessert werden können. Am Annastift entsteht die erste Ergotherapieschule Deutschlands: Die „Schule für Beschäftigungstherapie“ eröffnete im Jahr 1953 mit 21 Schülerinnen. Heute gibt es ein großes Weiterbildungszentrum für Therapie- und Gesundheitsberufe, die DIAKOVERE Akademie mit rund 6000 Teilnehmenden pro Jahr.

1902 – 2022

Im Operationsaal

Im Jahr 1902 übernimmt Dr. Peter Bade die ärztliche Leitung des Annastiftes und beginnt mit der orthopädisch-operativen Behandlung im Annastift. In der Zeit gab es den Spruch: „Im Annastift der Dr. Bade, macht die Knochen wieder gerade.“

Alten Dokumentationen ist zu entnehmen, dass im Jahr 1909 etwa 20 Kinder jährlich „erfolgreich entkrüppelt“ wurden.

1924 wird Prof. Dr. Bruno Valentin der erste Chefarzt des Annastiftes. Nach 1933 wurde aufgrund zunehmenden Drucks das „nichtarische“ ärztliche Personal entlassen, darunter auch Bruno Valentin. Zwar wurden keine Zwangssterilisationen durchgeführt, jedoch die Behörden über Betroffene informiert. Soweit bekannt, wurden keine Schutzbefohlene des Stifts Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde. Heute ist das Medizinische Zentrum für Erwachsene mit Behinderungen nach dem ehemaligen Chefarzt benannt: „Bruno-Valentin-Institut“.

1973 wurde der gesamte Operationstrakt um- und neu gebaut. Und bereits seit 1975 trägt das Annastift den Zusatz „Orthopädisches Fachkrankenhaus“.

Seit 2009 hat das Annastift seine Orthopädie in Departments strukturiert: Wirbelsäulen-, Fuß-, Endoprothetik-, Sport- und Kinderzentrum sowie in einen Forschungsbereich.

1915 – 2022

Anerkannte Ausbildung

Schon 1902 wurden die ersten Werkstätten eingerichtet. „Im Juli 1915 bestand Frl. Jakobs, unsere Lehrkraft in der Schneiderei, ihr Meisterexamen. So hoffen wir, demnächst auch unsere Mädchen mit einer innungsmäßigen Ausbildung nach Ablegung der Gehilfenprüfung entlassen zu können.“ – Heute gibt es 40 anerkannte Ausbildungsberufe im Annastift Berufsbildungswerk.

1913 – 2022

Besondere Expertise in der Kinderorthopädie

1913: „Es ist eine Freude, zu sehen, wie die anfängliche Furcht bald überwunden wird und einer herzlichen Liebe und Freude weicht, sobald der Onkel Doktor erscheint.“

1919: Der im Krieg entstandene Bau, der vom 8. Mai 1916 bis 10. Juli 1919 als Lazarett gedient hatte, „wurde in den Dienst unserer lieben Kinder gestellt und seiner eigentlichen Bestimmung übergeben.“

1957: Eine neue Station für Kinder mit Krampflähmungen wird eingerichtet.

Heute: Das Department für Kinder- und Neuroorthopädie ist eine der größten Abteilungen dieser Art im norddeutschen Raum darstellt. Das Department deckt ein breites Spektrum nahezu sämtlicher kinderorthopädischen und neuroorthopädischen Erkrankungen ab und betreut in bis zu acht Sprechstunden parallel rund 3500 Patienten ambulant im Quartal und führt etwa 800 Operationen pro Jahr durch.